Einkaufspassage Lookentor in Lingen hat neuen Besitzer

Die Einkaufspassage Lookentor in Lingen hat einen neuen Besitzer. Über die Gründe äußerten sich die Beteiligten am Mittwochnachmittag in einem Gespräch mit der Redaktion.

Im Jahr 2007 war die Passage, die die beiden Fußgängerzonen Lookenstraße und Marienstraße miteinander verbindet, in Betrieb gegangen. Die Passage verfügt über eine Verkaufsfläche von rund 17.000 Quadratmetern. Entstanden ist sie auf dem ehemaligen Postgelände zwischen Looken- und Marienstraße. 60 Millionen Euro investierte der Lingener Projektentwickler Hermann Klaas, weitere 15 kamen von den Geschäften für Ladenbauten und Ähnliches.

Nach eigenen Angaben zählt das Lookentor mit seinen über 50 Fachgeschäften jährlich rund 4,8 Millionen Besucher. Anders als die MEP in Meppen gilt das Lookentor in Lingen als Erfolgsmodell. Leerstände hat es in den vergangenen 15 Jahren nicht gegeben, allenfalls vorübergehende Schließungen wegen Umbauten nach Mieterwechseln.

Der neue Besitzer

Im Centermanagement des Lookentores saßen sich am Mittwoch Hermann und Anne Klaas, Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft Lookentor, Centermanager Patrick Stürmer und Finanzchef Torsten Nitschke auf der einen Seite sowie die Vorstandsmitglieder der Emsländischen Volksbank, Jürgen Hölscher und Carsten Schmees auf der anderen gegenüber – und damit die alten und neuen Besitzer. Die Emsländische Volksbank, bislang Mieter in der Passage, hat diese erworben. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart, die Verträge sind unterschrieben.

Wo liegen die Gründe für den Verkauf?

Hermann Klaas wies in dem Gespräch darauf hin, dass „ein verantwortungsvoller Unternehmer meines Erachtens auch in der Pflicht steht, die Unternehmensnachfolge rechtzeitig zu organisieren.“ Das Lookentor sei von großer Bedeutung für die Stadt Lingen. Deshalb sei auch die Verantwortung dafür groß. „Innerhalb der Familie haben wir uns dazu entschieden, diese Verantwortung in andere Hände zu geben“, sagte der 62-Jährige. Es habe schon immer großes Interesse von institutionellen Investoren an einem Ankauf des Lookentors gegeben. Dieses gelte in Fachkreisen als Beispiel für eine besonders gelungene Innenstadtentwicklung.

„Bei diesen Investoren fehlte mir jedoch der regionale Bezug“, betonte Klaas. Mit der Emsländischen Volksbank sei nun ein erstklassiger Partner gefunden worden, mit dem eine weitere Zusammenarbeit vereinbaren worden sei. „Wir, das heißt das Klaas-Management, werden das Lookentor auch weiter managen“, erläuterte der Projektentwickler. Er werde, wie bislang, verantwortlich in das Management der Immobilie eingebunden sein.

Auf Nachfrage sagte Klaas, der auch die Einkaufspassage Emsgalerie im benachbarten Rheine betreibt, dass ein Verkauf dort nicht geplant sei.

Welche Gründe gab es für den Investor?

„Wir sind mit Hermann Klaas seit etwa zwei Jahren in Gesprächen über den Erwerb der Immobilie“, erläuterte Vorstand Jürgen Hölscher. Er und sein Vorstandskollege Carsten Schmees wiesen darauf hin, dass der Erwerb der Einkaufspassage für die Bank eine interessante Kapitalanlage darstelle. „Über die Mieteinkünfte werden wir als Genossenschaftsbank ein Stück weit unabhängiger von den Zinserträgen“, sagte Hölscher.

Das Lookentor sei, so der Vorstand, nicht nur ein Nachbargrundstück, das man bekanntlich in der Regel nur einmal angeboten bekomme. „Wir sind auch eng mit der Immobilie verflochten“, sagte Hölscher mit Hinweis auf die Anmietung zahlreicher Flächen, die die Bank langfristig erhalten wolle. Und die sie ausbauen möchte: Der rückwärtige Teil der Passage, wo einmal die Gastronomie „Qurt“ gewesen ist, wird die neue Adresse der Immobilienabteilung der Bank. Solche Veränderungen funktionieren nach Angaben von Hölscher und Schmees vor allem dann, wenn sich die Immobilien „in einer Hand“ befinden.

Einzelhandelsstandort Lingen

Klaas äußerte sich überzeugt davon, dass der Einzelhandelsstandort Lingen weiterhin eine Perspektive habe. „Ich glaube an den stationären Handel, noch mehr als vor der Pandemie“, betonte der Projektentwickler. Entscheidend sei, dass die Funktionsfähigkeit der Innenstadt erhalten bleibe. Sie sei für das Lebensgefühl der Bürger von entscheidender Bedeutung.

© Artikel: Lingener Tagespost | 20.07.2022

Von Thomas Pertz